Nachdem sich nun der Canvas in die Patchworkdecke der kleinen Prinzessin eingefügt hatte, wollte sich das Mädchen eine Pause gönnen. „Du meine Güte, bin ich hungrig! Ein paar Crepes…oder Pfannkuchen wären jetzt fein!“ seufzte es. Da begann es in der Stoffkiste plötzlich zu kichern und neugierig warf sie einen Blick hinein. Wirklich! Da kugelte ein Stoffstück darin herum, das schon knallrot war vor lauter lachen! „Na, du? Was findest du denn so lustig?“ fragte die Prinzessin.
„Crepes…hihi…ich…hihi…ich…“, stammelte der Stoff und konnte kaum sprechen. „Ich musste nur ständig an die Geschichte denken, die mir damals in Paris widerfahren ist! Jetzt, wo du Crepes gesagt hast!“
„Ach so?“, fragte die Prinzessin. „Diese Geschichte muss ich aber jetzt hören!“
Amüsiert begann das knallrote Stöffchen zu erzählen:
„Damals wäre ich schon gleich am Frühstückstisch der Franzosen gelandet! Ich hatte großes Glück, nicht verspeist zu werden! Heute kann ich nur noch darüber lachen.
Ich sollte in einem Paket an ein feines Modehaus geliefert werden. Doch der Tag meiner Auslieferung war hektisch und der Lieferant bestimmt hungrig. Schnell las er Viskose Crepe auf dem Etikett. „Das muss hierher gehören“ murmelter er und klopfte an die Tür des Cafés, welches sich gleich neben dem Modehaus befand. Dort war ein junger Praktikant beschäftigt, namens Pierre. Pierre war neu in der Welt der Gastronomie und hatte noch wenig Ahnung vom Kochen. Ohne zu fragen nahm Pierre das Paket, in welchem ich mich befand, entgegen.
„Seltsame Crepes“, staunte er. Dachte aber, dass es sich bestimmt um ganz exquisite Zutaten für den feinen französischen Pfannkuchen handeln würde. Ohne zu zögern, öffnete er das Paket und staunte über diese Zutat, die nun wirklich entfernt an Crepe erinnerte. „Ohhh, was für eine feine Textur!“ und es rannte ihm schon das Wasser im Mund zusammen. Aber an Essen war für ihn noch nicht zu denken! Er musste schleunigst einen Gang zulegen, um das Frühstücksbuffet für die Gäste herrichten zu helfen.
Unwissentlich schnitt er den Stoff in eine runde Form, legte ihn auf die heiße Pfanne und beobachtete gespannt, wie der „Pfannkuchen“ langsam zu braten begann. Pierre war überzeugt, dass er etwas Besonderes geschaffen hatte, und freute sich darauf, seine Kreation den Gästen zu präsentieren.
Als der Pfannkuchen fertig war, betrachtete Pierre sein Werk mit Stolz. Er bemerkte zwar, dass der „Pfannkuchen“ etwas ungewöhnlich aussah, aber er war überzeugt, dass er eine Köstlichkeit geschaffen hatte. Ohne zu zögern, brachte er den „Viskose-Crepe“ zum Buffet und platzierte ihn neben den anderen Köstlichkeiten.
Die Gäste im Café waren zunächst verwirrt über den ungewöhnlichen Pfannkuchen, aber neugierig probierten sie ihn dennoch. Zu ihrer Überraschung war der „Viskose-Crepe“ köstlich! Er war zwar nicht so fluffig wie üblich, aber sein einzigartiger Geschmack und seine zarte Textur begeisterten die Gäste.
Als Pierre erfuhr, dass er versehentlich einen Pfannkuchen aus Mode-Stoff hergestellt hatte, konnte er es kaum glauben. Man konnte das den Gästen doch nicht erzählen! Also ließ man die begeisterten Leute in dem Glauben, dass es sich um ein ganz spezielles Rezept handelte. Und so wurde das Gericht zum Highlight, welches man nur in diesem einen Pariser Café bekam. Selbstverständlich nur nach einem geheimen Rezept des Hauses zubereitet. So wurde Pierre unerwartet zum Helden des Cafés, welches heute noch diese einzigartigen Crepes serviert.
Und so endet die Geschichte des verwechselten Viskose-Crepe nicht mit einem Missgeschick, sondern mit einem unerwarteten Triumph, der zeigt, dass manchmal die besten Dinge aus den ungewöhnlichsten Situationen entstehen können.
Mich hat man dann aber trotzdem zum Modehaus gebracht, weil ich mich mit meiner knallroten Farbe leider nicht für dieses Gericht eignete. So entging ich der Pfanne nur um Haaresbreite! Aber trotzdem werde ich diese Geschichte niemals vergessen.“
„Ohh, was für eine lustige Geschichte! Da bin ich ja froh, dass ich meine knallrote Viskosebluse damals nicht weggegeben habe, sondern dieses feine Stöffchen für einen weiteren besonderen Zweck aufgehoben habe“, sprach die Prinzessin lachend. Nun werde ich jedesmal Hunger bekommen, wenn ich dich, kleines knallrotes Fleckchen in meiner Patchworkdecke betrachte.“
Und mit diesen Worten nähte die Prinzessin den Viskose-Crepe an ihre Decke und verschwand anschließend in der Küche, um Pfannkuchen zu braten.
Real Fact
Was hat der Stoff nun aber wirklich mit Pfannkuchen zu tun?