Obwohl die kleine Prinzessin ihr Stofferl nur ungern verlässt – schließlich ist der kleine Laden ihr Lebens- und Herzensprojekt – immer noch nach vielen, vielen Jahren! – wollte sie ein paar Tage Urlaub nehmen und verreisen.
Also holte sie ihren Koffer hervor und begann, alles Nötige für die Reise einzupacken. „Ich brauche ein paar meiner schönen, selbst genähten Kleider“, dachte sie und legte mehrere elegante Gewänder in den Koffer. Ein paar Hosen – kurz und lang, das ein oder andere Top, ein Pulli für den eventuellen Kälteeinbruch, eine wetterfester Windbreaker aus dem neuen Trevor Taslon, den schönen Rock aus dem Hibiskus-Jersey, das Dirndl (für alle Fälle) und die gemütliche Hemdbluse aus weichem Musselin. „So, die Garderobe hätten wir beisammen“ sprach sie erleichtert. „Nun noch die unglaubliche Badetasche aus dem schönen Taschenpaneel – oder gleich alle beide? Egal – mehr ist mehr. Die Reiseapotheke und die anderen Notfalls-Sachen!“
Sie überlegte kurz und griff entschlossen nach einigen Utensilien in den Shop-Regalen. „Falls ein Knopf abfällt, brauche ich Nadel und Faden“, sagte sie und packte ein ganzes Set Nähnadeln und Nähgarn in allen Farben ein. Dann fiel ihr ein: „Was, wenn die Bikinihose zu eng sitzt? Ich brauche Gummibänder!“ Und schon lagen die Gummibänder neben den Kleidern.
„Falls ich doch nicht das richtige Kleid dabeihabe, nehme ich lieber noch ein paar Meter Stoff mit“, überlegte sie und packte etwas Baumwolljersey ein (der geht immer), dazu noch etwas von dem feinen Tenceljersey (der ist ja sooo vielseitig), etwas luftige Viskose (sooo schön sommerlich) und vielleicht ein paar Weihnachtsstoffe – falls es regnet und es langweilig wird“, meinte die Prinzessin in Gedanken versunken. „Ach so ja, zum Nähen brauche ich ja auch meine Maschine!“ Die kleine Prinzessin wuchtete ihre Nähmaschine in den Koffer. Doch dann erinnerte sie sich: „Jössasss, die Overlock! Ohne die kann ich gar nicht!!!“ Also packte sie auch noch die Overlock-Maschine dazu.
„Wer möchte nicht während der Tasse Morgenkaffee gemütlich Zeitunglesen?“ und schon schlichtete sie auch noch ein paar Burda-Hefte und Bücher dazu. Schließlich legte sie noch ihre Schneiderkreide, eine Stoffschere, ein Maßband, ein Kurvenlineal, einen Rollschneider – selbstverständlich auch die dazugehörige Schneidematte und sogar das praktische Mini-Dampfbügeleisen von Prym in den Koffer, der ohnehin bereits überquoll.
„Ob da jetzt noch das Notizbuch für die Stoffgeschichten Platz hat?“ wunderte sie sich. Die kleine Prinzessin musste sich setzen, um nicht den Überblick zu verlieren.
Sie beschloss das Büchlein zuhause zu lassen – sie hatte ohnehin ihren Kopf mit – und versuchte den Koffer zu schließen. Dies wollte ihr jedoch beim besten Willen nicht gelingen. Er war so voll, dass die Dinge anfingen, herauszufallen. Die kleine Prinzessin betrachtete ihr Werk und begann zu kichern.
„Oh je“, sagte sie, „ich habe so viele Sachen gepackt, dass ich damit einen ganzen Stoffladen eröffnen könnte!“ Tatsächlich hätte sie mit all den Dingen, die sie eingepackt hatte, ein kleines Geschäft betreiben können.
Am nächsten Tag machte sich die kleine Prinzessin mit leichtem Gepäck auf den Weg in ihren wohlverdienten Urlaub. Und obwohl sie nicht all ihre Nähutensilien und Stoffe und weiß der Kuckuck was noch alles dabeihatte, wusste sie, dass sie alles hatte, was sie wirklich brauchte: Zeit zum Entspannen und Genießen – und ihr kleines kreatives Köpfchen, das sie überall hinbegleitete. Diese wenigen Dinge kann ihr niemand nehmen – und somit auch nicht all die Ideen, die sie während ihres Urlaubs schmieden wird. Doch davon weiß auch die kleine Prinzessin heute noch nichts…denn nach ihrer wohlverdienten Pause werden wieder einige (Stoff)Abenteuer auf sie warten!
Auf ein baldiges Wiedersehen im Stofferl!