Das Märchen vom Zauber der Farben

Nachdem die kleine Prinzessin unzähligen Pfannkuchen gegessen und ein wenig gerastet hatte, wollte sie weiter an ihrer Patchworkdecke arbeiten. Da fiel ihr in der Restekiste ein ganz besonderes Stück Stoff auf. Es war wunderschön! Ein einzigartiger Farbverlauf zierte seine Oberfläche – und überhaupt es im Gesamten ein butterweicher, schöner Stoff.

„Na, wer bist du denn, du einzigartige Schönheit?“, fragte die kleine Prinzessin und hob es sachte aus der Kiste.

„Ohhh, ich bin einst ein Kunstwerk gewesen! Wenn du möchtest, erzähle ich dir die Geschichte von jener Person, die mich einst schuf.“

„Bitte gerne!“, antwortet die kleine Prinzessin aufgeregt und das schöne Stück Stoff begann seine Geschichte:

„Es lebte einst eine junge Frau namens Elara. Sie war Färberin von Beruf und ihre Kreationen waren so lebendig und bunt, dass jeder im Dorf, in welchem sie lebte, ihre Arbeit ehrte und schätzte. Trotzdem war Elara traurig, denn es mochte ihr nicht gelingen, alle Farben des Universums in einem einzigen Werk zu vereinen.

Eines Tages, als Elara am Ufer des schillernden Farbensees spazierte, hörte sie einen zarten Gesang, der von einer verborgenen Quelle zu kommen schien. Neugierig folgte sie dem Klang und entdeckte eine alte Frau, die in einem Kessel rührte. Wie begannen Elara’s Augen zu leuchten, als sie sah, welch‘ herrliche Farbpracht den Kessel füllte.

Die alte Frau stellte sich als Mirabella vor. „Mirabella, die Farbzauberin?“, fragte das Mädchen verwundert. Sie nickte und sprach: „Elara, ich habe von deinem Traum gehört und möchte dir helfen, ihn zu erfüllen. Doch dafür musst du einen schwierigen Test bestehen.“

Elara nickte entschlossen und folgte Mirabella zu einem verzauberten Garten, der voller magischer Pflanzen und Blumen war. „Du musst alle Farben der Natur sammeln“, erklärte Mirabella, „und sie in diesem Kessel mischen, um den Farbverlauf zu erschaffen, von dem du immer schon geträumt hast.“

Elara begann ihre Aufgabe mit Eifer. Sie sammelte Blumenblüten von leuchtendem Rot, Orange und Gelb, Blätter von tiefem Grün und Blau, sowie Beeren von Violett und Indigo. Doch als sie den Kessel über dem Feuer erhitzte, um die Farben zu mischen, bemerkte sie, dass etwas fehlte.

„Mirabella, ich konnte keine goldene Farbe finden“, rief Elara verzweifelt aus.

Doch Mirabella durfte dem Mädchen nicht helfen. Sie musste es aus eigener Kraft schaffen. Dennoch meinte sie, dass sie nicht dort suchen müsse, wo all die anderen Farben lagen.
 

Nachdenklich setzte sich Elara neben den Kessel und begann den Sonnenuntergang zu beobachten. Es wollte ihr bereits eine dicke Träne über die Wange laufen, als die Abendsonne plötzlich den Kessel in goldenes Licht tauchte. In diesem magischen Moment füllte sich der Kessel mit einem schimmernden Goldton, der die Farben der Natur perfekt ergänzte.

„Du hast den Test bestanden, Elara“, sagte Mirabella mit einem Lächeln. „Denn manchmal ist es nicht, dass man besessen nach etwas suchen muss, um ans Ziel zu gelangen. Manchesmal reicht es aus, einfach nur Geduld zu haben. Durch dieses Wissen wirst du die schönsten Farbverläufe zaubern und deine Kunst überallhin tragen können.“

Mit einem letzten Blick auf ihr buntes Werk, welches wie ein Regenbogen über dem Garten schwebte, ging Elara nachhause zurück. Dort schuf sie einzigartige Kreationen und verzauberte die Menschen weit über das Dorf hinaus mit ihrer Kunst!“

„Das ist ja eine wirklich schöne Geschichte!“ rief die kleine Prinzessin entzückt und nähte den weichen Stoff sorgfältig an ihre Patchworkdecke. „Nun darf auch deine Geschichte hier weiterleben.“

 

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